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Pressespiegel: "Weiches Zimmer" in Rodewischer Klinik

Von Cornelia Henze, Freie Presse, 19.05.2022

"Weiches Zimmer" in Rodewischer Klinik: Aggressive Patienten können hier zur Ruhe kommen. Wer aggressiv ist, soll dort ruhiger werden. Mit der sogenannten Gummizelle hat das weniger zu tun.

Rodewisch. 

"Außenstehende denken als erstes an den Namen Gummizelle, den es historisch schon lange gibt", sagt Prof. Dr. Carl Christoph Schultz, Ärztlicher Direktor am Sächsischen Krankenhaus Rodewisch. Im "Weichen Zimmer" halten sich aber nicht ausschließlich Menschen auf, die eine Gefahr für sich und andere darstellen. Vielmehr stehe das Patientenwohl im Vordergrund nach dem Konzept der von dem Schweizer Psychiater Luc Ciompi 1984 gegründeten Soteria-Bewegung.

Das griechische Wort Soteria bedeutet so viel wie Wohl, Bewahren und Rettung. Im Fokus von Soteria stehen wohnlich eingerichtete Räume als Rückzugsort allein oder für Therapiegespräche. So will Schultz auch das "Weiche Zimmer" verstanden wissen. Hier gehe es nicht um Zwangsmaßnahmen, dafür um den Wohlfühlgedanken. "So ein Raum wurde von der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal gewünscht", sagt der Direktor und verweist auf ein ähnliches Zimmer in der Kinder- Jugendpsychiatrie. Dort hat sich der sogenannte Time-Out-Raum bewährt. Aggressive und emotional aufgewühlte Jugendliche können dort toben und sich abreagieren. Ähnlich nun in der Akutpsychiatrie.

Die Chemnitzer Firma Laurin Therapie Design ist spezialisiert auf das Einrichten von Therapieräumen, in denen man sich nicht weh tun kann. Die Wände sind mit weichem Kunstleder abgepolstert. Auch Fenster und Heizung wurden damit ummantelt. Aus gleichem Material wurden die Möbel hergestellt. Was diese von herkömmlichen Möbeln unterscheidet: Nichts hat hier Ecken und Kanten, an denen sich Patienten stoßen könnten. Sitzrollen, abgerundete Liegesessel und eine Art Sofa laden ein, zur Ruhe zu kommen. Wer will, kann dort sogar eine Nacht verbringen. Patienten können ihre eigene Musik einspielen und das Licht dimmen.

Dass Licht in Kombination mit Farben Einfluss auf Kopf und Seele haben, ist bekannt. Für das "Weiche Zimmer" wurde ein lindgrüner Ton erwählt - eine Farbe, die nicht nur für Harmonie steht, sondern sich auch auf der ganzen Station wiederfindet. "Wir wünschen uns, dass die Patienten von selbst den Wunsch äußern, Zeit in dem Raum zu verbringen", so Carl Christoph Schultz.

Auf der Akutpsychiatrie werden Menschen behandelt, die sich bedroht fühlen, unter Psychosen, Misstrauen und starker Anspannung leiden. Zunehmend sei die Anzahl der unter dem Borderline-Syndrom leidenden Patienten, die sich selbst verletzen mit Messern oder Rasierklingen. Auch andere Stationen sollen später solche Zimmer bekommen.

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20.05.2022

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