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Pressespiegel: Corona-Folgen - Mehr Menschen müssen in die Psychiatrie

Freie Presse, 09.12.2021
von Susanne Kiwitter

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Corona-Folgen: Mehr Menschen müssen in die Psychiatrie

Das Krankenhaus in Rodewisch verzeichnet eine Zunahme von Depression und Angst als Post-Covid-Syndrom. Um die Patienten zu versorgen, wurde eine zusätzliche Sprechstunde installiert.

Rodewisch. Die Pandemie schlägt deutlich auf die Arbeit im Sächsischen Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie in Rodewisch durch: Laut dem Ärztlichen Direktor, Professor Christoph Schultz, registrierte die Einrichtung bei der ambulanten Versorgung von erwachsenen Patienten in diesem Jahr eine Fallzahlensteigerung gegenüber 2019 - dem letzten Jahr vor der Pandemie. Konkret stieg sie von 5601 auf 5862 Fälle. Rein rechnerisch entspricht das einer Zunahme von vier Prozent. Allerdings täusche dieser Prozentsatz über das tatsächliche Ausmaß hinweg, weil Gruppenangebote pandemiebedingt ausgefallen seien und dies bei der psychiatrischen Einzelbehandlung in Form von Arzt- und Psychologengesprächen ausgeglichen worden sei, erläutert Krankenhaussprecherin Maria Rank.

Konkrete Zahlen zu den einzelnen Krankheitsbildern existierten noch nicht, fährt der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik fort. Eine Studie aus Tschechien deute darauf hin, dass es eine signifikante Zunahme bei Depressionen und Angstzuständen gibt. "Covid ist für alle eine Bedrohung", sagt Schultz. Jeder kenne inzwischen in seinem Umfeld Beispiele von schweren Verläufen oder Todesfällen. Hinzu kämen Einschränkungen im täglichen Leben. "Das ist auf Dauer belastend", stellt der Professor fest, ohne die Maßnahmen in Frage stellen zu wollen.

Habe es zunächst vor allem bei Kindern und Jugendlichen Hinweise auf Folgen dieser Belastungen gegeben, seien inzwischen Erwachsene ebenso betroffen, fährt der Krankenhaus-Chef fort.

Die Landeseinrichtung reagierte, in dem die ambulanten Angebote ausgebaut wurden. Seit Anfang des Jahres gibt es eine spezielle Covid-Sprechstunde, in der sowohl das neurologische als auch das psychologische Fachgebiet Hand in Hand arbeiten. Im Verhältnis 80 zu 20 würden dort neben neurokognitiven auch psychosoziale Störungen als Post-Covid-Syndrom behandelt. Schultz nennt ein Beispiel: Wenn jemand monatelang nichts schmecke und rieche, dann könne sich daraus eine Angststörung entwickeln.

Trotz der sich deutlich abzeichnenden Pandemiefolgen stellt der Mediziner klar: "Wir können diese Patienten alle gut versorgen." Dabei sind die Auswirkungen auch betriebsintern nicht ohne: Ausfälle beim Personal oder zwischenzeitliche Unterbringung von stationären Patienten auf Isolierstationen würden die Abläufe stark beeinträchtigen. Auch im Landeskrankenhaus setze man deshalb auf interne Impfangebote für das Personal. Zur Frage nach einer möglichen allgemeinen Impfpflicht will sich der Ärztliche Direktor aber nicht öffentlich äußern. "Ich bin kein Infektologe", sagt Schultz. Trotzdem geht er davon aus, dass man ohne sie wahrscheinlich nicht aus der Pandemie herauskommen werde.

Hier finden Sie mehr Informationen zur Post-COVID-Ambulanz.

09.12.2021

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